In den vergangenen Woche verhandelten die Kapitalisten mit der DGB-Gewerkschaft IG-BAU über einen neuen Tarifvertrag im Bauhauptgewerbe. Für die rund 920.000 Beschäftigten stand in dieser Tarifrunde vor allem die Forderung nach mehr Lohn im Vordergrund. In Anbetracht der anhaltenden Wirtschaftskrise und insbesondere der Krise im Bausektor eine berechtigte Forderung. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Baubranche insgesamt ca. 10% des deutschen Bruttoinlandsprodukts mit einem jährlichen Umsatz von über 100 Milliarden Euro erwirtschaftet.
Gar keine Lust auf Streik?
Mit einer Forderung von 500 Euro mehr Lohn für alle, auch für Azubis, startete die IG-Bauvielversprechend in die Verhandlungen. Doch schon nach der dritten Runde und einigen zaghaften Warnstreiks stimme die IG BAU dem Schlichtungskompromiss von 250 Euro + 4,5% mehr zu. Die Kapitalisten lehnten diesen jedoch überraschenderweise aufgrund einiger Formalia ab und die IG BAU sah sich gezwungen in den Streik zu treten. Dass sie daran eigentlich gar kein Interesse hatte, zeigte sich in Duisburg als bei der Streikkundgebung der Bauarbeiter:innen eine spontane Laufdemonstration von Seiten der Polizei verboten wurde. Die kämpferischen Kolleg:innen ließen sich davon jedoch nicht abhalten und nahmen sich selbstbestimmt die Straße für ihre Interessen, während der Gewerkschaftssekretär zurückblieb.
Ein paar Tage später gab es dann am 29.5. eine neue Einigung: Bei einer Laufzeit von 3 Jahren steigen die Löhne stufenweise um 250 Euro + insgesamt 9,2%. Dabei werden die Löhne 2026 auch im Osten vollständig an den Westen angeglichen. Dank passabler Tarifabschlüsse in den letzten Jahren wäre damit bei einer weiter sinkenden Inflationsrate sogar ein kleiner Reahllohnzuwachs in den nächsten Jahren möglich. Doch was wäre, wenn die Gewerkschaft nicht einen konsequenten Arbeitskampf verhindert hätten? Die Bau-Arbeiter:innen haben gezeigt, dass wir bereit sind weiter zu streiken.
Offensive gegen die Krise!
Die Baubranche erlitt zuletzt einen besonders starken Einbruch. Rohstoffmangel, Lieferprobleme, steigende Zinsen und bürokratische Vorschriften sind nur ein paar der Gründe dafür. Jetzt kündigten die die Kapitalisten Anfang des Jahres massive Entlassungen auf dem Bau an, obwohl mehr Fachkräfte dringend notwendig wären.
Auch die Nachfrage nach Wohnraum ist bekanntlich hoch in Deutschland. Jedoch kann sich zu den aktuellen Preisen fast niemand eine neue Wohnung leisten. Das Ziel der Ampelregierung jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen wurde jetzt schon meilenweit verfehlt. 2022 waren es noch ca. 290 000 neue Wohnungen. Letztes Jahr nur noch 260 000 neue Wohnungen und im ersten Quartal diesen Jahres brach die Zahl der neuen Genehmigungen nochmals um 22% ein.
Doch wen wundert das, wenn es ein 100 Milliarden Sonderpaket für die Bundeswehr und Aufrüstung gibt, in allen anderen Bereichen jedoch der Rotstift angelegt wird? Wir brauchen eine gute Infrafstruktur, moderne öffentliche Gebäude und ausreichend lebenswürdigen Wohnraum.
Wir Bauarbeiter:innen, die all das aufbauen müssen dafür angemessen bezahlt werden. Doch das will die Regierung nicht, das wollen die Unternehmen nicht und auch die IG BAU entfaltet nicht unsere volle Kampfkraft. Lasst uns also in den Umfragen zum Ergebnis bis zum 14. Juni mit NEIN stimmen und weiter für unsere Interessen und die unserer Klassengeschwister streiken und kämpfen!